Fesseln der Gewalt 1 by Mortis Rigor & Carol France

Fesseln der Gewalt 1 by Mortis Rigor & Carol France

Author:Mortis, Rigor & Carol, France [Mortis, Rigor]
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-08-08T22:00:00+00:00


Als Servan das nächste Mal zu mir hinabstieg, um mich mit Essen zu versorgen, richtete ich entschlossen das Wort an ihn.

„Servan?“

Außer einem Blick erntete ich keine Antwort, weshalb ich noch einmal meinen Mut zusammennahm und mich erneut an ihn wandte.

„Hat dich je ein Mensch liebevoll in die Arme genommen?“ Ich hielt den Atem an, denn seine Reaktion auf meine Frage war nicht vorauszusehen.

Lange sah mich der andere durchdringend an, bis er schließlich abfällig sagte: „Wofür sollte das gut sein?“

„Um Wärme und Geborgenheit zu empfangen“, antwortete ich und wartete abermals gespannt auf Servans Reaktion.

„Zum Ficken brauche ich nicht in die Arme genommen zu werden, ich stehe stets hinter den Ärschen und das reicht.“

„Ja, das reicht. Aber nur für die reine Triebbefriedigung, nicht aber für die Gefühle, von denen ich spreche.“

Die Unsicherheit, die sich in Servans Blick schlich, blieb mir nicht verborgen. Anscheinend hatte ich den kleinen Jungen, der sich nach genau diesen Empfindungen zu sehnen schien, erreicht.

„Man fickt, um abspritzen zu können. Das ist das Ziel und das erreiche ich jedes Mal, wenn ich mich in einen Arsch schiebe, oder etwa nicht?“, antwortete Servan beinahe trotzig.

Resigniert schüttelte ich den Kopf und seufzte auf. Offensichtlich wollte mich der andere nicht verstehen.

„Was ist? Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du in den Darkroom gehst, um dich umarmen und lieben zu lassen?“ Das Wort ‚lieben‘ wurde beinahe ausgespien, als ob es sich dabei um etwas Ekliges handeln würde.

„Du hast recht, im Darkroom geht es lediglich um den Akt, aber ich hatte auch schon einmal eine Beziehung, in der man sich küsst, streichelt und in den Armen hält, weil man einfach das Bedürfnis hat, den anderen so nahe als möglich an sich zu spüren. Weißt du überhaupt, wovon ich spreche, Servan?“

Die grauen Augen meines Gegenübers blickten mich zuerst verunsichert an, dann folgte Schmerz und… Sehnsucht. Ich konnte erkennen, wie meine Worte Früchte trugen und Servan begann, sich Gedanken zu machen.

„Nein, ich weiß nicht, wovon du sprichst, und ich will es auch gar nicht wissen.“

Ohne Vorwarnung trat der andere plötzlich wütend auf mich zu und nahm den Teller, den er neben mir abgestellt hatte, weg.

„Anscheinend hast du keinen Hunger“, sagte Servan unwirsch und wandte sich ab.

„Du hast Angst, nicht wahr?“ Woher ich den Mut fand, meinen Peiniger zu provozieren, war mir schleierhaft, aber hier und jetzt sah ich die einzige Chance, den anderen aus der Reserve zu locken.

Ungehalten warf Servan den Teller in eine Ecke, wo dieser klirrend in zahlreiche Scherben zersprang, kam erneut auf mich zu und zog mich grob in die Höhe. Mit dem Gesicht lediglich ein paar Zentimeter von dem meinem entfernt flüsterte er gefährlich: „Ich habe ganz sicher keine Angst. Wovor denn? Man hat mir vor langer Zeit so viel Unaussprechliches zugefügt, dass es nichts mehr gibt, was man mir noch antun könnte.“

„Doch, du fürchtest dich davor zu erkennen, was dir all die Jahre entgangen ist“, erwiderte ich, legte ohne Umschweife eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir, um meine Lippen auf seinen Mund zu legen.

Einen Moment



Download



Copyright Disclaimer:
This site does not store any files on its server. We only index and link to content provided by other sites. Please contact the content providers to delete copyright contents if any and email us, we'll remove relevant links or contents immediately.